Meine erste Bekanntschaft mit Ingwer habe ich über meine Schwester gemacht. Seit ihrer ersten Ayurvedakur vor etlichen Jahren schwört sie auf ihr Ingwerwasser. Von dem Geschmack, der Schärfe und der wohltuenden Wirkung war ich sofort fasziniert.
Heilpflanze 2018
Im Lauf der Jahre lernte ich, was dieser Scharfmacher so alles kann. Ingwer wurde 2018 nicht umsonst zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Meine Studienkollegin Karin Mante hat sogar Ihre Doktorarbeit über die pharmakologische Wirkung von Ingwer geschrieben. Sehr interessante und aufschlussreiche 339 Seiten!
Mit seinen ätherischen Ölen und Scharfstoffen gilt Ingwer in der asiatischen Medizin seit über 2000 Jahren als Allheilmittel. Mittlerweile hat es sich auch bis zu uns herumgesprochen, was diese Heilpflanze alles kann.
- Eindeutig belegt ist, dass er die Symptome von Reise- oder Seekrankheit verhüten kann.
- Bei Übelkeit und Erbrechen nach Operationen oder
- bei Beschwerden des Verdauungssystem kann ein Tee oder ein Umschlag wohltuend wirken. Ingwer löst Krämpfe und steigert die Bewegung des Darms.
- Ein warmes Ingwer-Vollbad* hilft bei Rheuma und beginnender Erkältung.
- Ingwer wirkt nicht nur antibakteriell, sondern auch antiviral. Er unterstützt tatkräftig unser Immunsystem und ist deshalb in der Erkältungszeit besonders wertvoll.
- Außerdem durchwärmt Ingwer den Körper, was in der kalten Jahreszeit ein Segen ist.
- In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und im Ayurveda gilt Ingwer als Allheilmittel.
Er regt das Agni (Verdauungsfeuer) an, wirkt also verdauungsfördernd.
Er wärmt die Peripherie.
Er wirkt schweißtreibend und unterstützt die Atemwege. - Im asiatischen Raum wird er zur Behandlung von Migräne eingesetzt.
Rezept für ein Ingwer-Vollbad
250 g Salz in warmem Wasser auflösen, einen starken Teeaufguss von ½ Ingwerknolle zugeben, 20 Minuten lang in Badewanne legen und nachruhen.
Aber aufgepasst: Nicht jeder profitiert von der scharfen Knolle.
- Wer an Gallensteinen leidet, sollte vorsichtig sein. Denn Ingwer regt den Gallenfluss an. Steine können in Bewegung kommen und eine Kolik auslösen.
- Schwangere essen Ingwer sicherheitshalber erst gegen Ende der Schwangerschaft. Die wehenfördernde Inhaltsstoffe des Ingwers könnten ansonsten kontraproduktiv wirken. Manche Frauen vertragen Ingwer jedoch in den ersten Monaten und können damit die Schwangerschaftsübelkeit bekämpfen. Falls sich die Gebärmutter zusammenzieht, ist er sofort abzusetzen.
- Für Kinder unter 6 Jahren ist Ingwer zu scharf.
- Menschen mit einer Pitta-Konstitution (Ayurveda) oder
- einen Yin-Mangel (Einstufung nach TCM) vertragen Ingwer meist nicht so gut. Deshalb nur in Maßen einsetzen.
Zudem ist es nicht sinnvoll, Ingwer ständig und in hohen Dosen zu sich zu nehmen. Wie jedes starke Heilmittel kann es entweder zu unerwünschten Wirkungen kommen oder die angestrebte Wirkung ist komplett aufgehoben. Also immer nur in Intervallen oder als sechswöchige Kur einsetzen.
Als Tagesdosis werden 2 bis 4 g Ingwerpulver (½ bis 1 Teelöffel) oder 50 g frischer Ingwer. Wobei die natürliche Schärfe normalerweise vor einer Überdosierung schützt. Wer empfindlich ist, reagiert manchmal mit Durchfall, Sodbrennen oder Hautjucken.
Gesundheitsförderlicher Inhalt
Die starke Wirkung kommt von den zahlreichen Inhaltsstoffen. Ingwer enthält
Der botanische Name „Zingiber officinale“ geht auf das Sanskritwort sringavera zurück. Es heißt soviel wie „mit Geweihsprossen versehen“. Das beschreibt hervorragend die Form dieses Rhizoms.
Der zweite Name „officinale“ weist darauf hin, dass Ingwer schon recht früh als Heilmittel eingesetzt wurde. Der Begriff leitet sich von lateinischen „officium“ ab. So wurde der Verkaufsraum der Apotheke genannt, in dem die Gelehrten die heilkräftigen Mittel herstellten.
Hier wächst der Ingwer
Die Sorten der verschiedenen Herkunftsländer unterscheiden sich in Konsistenz und Geschmack:
Australischer Ingwer zum Beispiel ist recht faserig und mild im Geschmack. Die indischen Knollen schmecken leicht süß. Ihr Aroma erinnert an Zitrone. Ein besonders intensives Aroma besitzt Ingwer aus Jamaika. Der aus Nigeria ist zwar sehr scharf, jedoch wenig aromatisch.
In deutschen Geschäften finden wir hauptsächlich Ingwer aus China, Peru und Nigeria.
Seit einigen Jahren wird Ingwer jedoch auch in Deutschland, vor allem in Bayern, und in Österreich angebaut. Das ist natürlich optimal. Denn dieser Ingwer ist aufgrund der kurzen Transportwege sehr frisch. Noch dazu ist die CO2-Belastung extrem niedrig.
Wegen der Pestizidbelastung empfehle ich, Ingwer aus kontrolliert biologischem Anbau zu kaufen. Den brauchst du nämlich nicht zu schälen. Das ist erst einmal einfacher in der Handhabung und noch dazu wertvoller. Denn direkt unter der Schale sitzt ein Großteil der heilkräftigen Inhaltsstoffe.
Kulinarik
Ingwer ist nicht nur gesund, er schmeckt dazu noch ausgezeichnet. Vorausgesetzt natürlich du verträgst ein wenig Schärfe. Ob Suppe, Eintopf oder Gemüsegerichte, Süßspeisen, Kuchen oder Keks, Ingwerbier oder Chai. Dieses Superfood findet seinen Einsatz in zahlreichen würzigen und süßen Gerichten. Es verträgt sich ausgezeichnet mit Basilikum, Chili, Kardamom, Knoblauch, Koriandergrün, Kreuzkümmel, Kurkuma, Muskat, Nelke, Paprika, Pfeffer, Salbei, Zimt, Zitronengras oder Zitronenmelisse. Natürlich nicht alles zusammen. Aber die Kombinationen sind vielfältig.
Hier ist der Link zum Rezept für ein schnelles Gemüsecurry: https://essen-einfach-anders.de/gemuesecurry-rezept/