Weißt du, wie du einen Lügner ganz einfach entlarven kannst? Halte ein Blatt des Spitzwegerichs an einem Ende und gib das andere deinem Gegenüber. Jetzt darf jeder in seine Richtung ziehen. Bei wem mehr Fäden aus dem Blatt herausragen, hat nicht die Wahrheit gesagt. Deshalb heißt der Spitzwegerich im Volksmund Lügenblatt oder Lügenkraut.
Outdoormedizin
Der Spitzwegerich kann aber noch viel mehr. Er ist ein Meister der Outdoormedizin. Hat dich ein lästiges Insekt gestochen, schnapp dir ein Spitzwegerichblatt, zerquetsche es zwischen deinen Fingern und bring den Presssaft auf den Stich. Das lästige Jucken verschwindet im Nu. Hilft auch bei Brennnesseln.
Bei Prellungen oder Quetschungen, die du dir unterwegs zuziehst, kannst du dir einen Umschlag mit einem Brei aus frischen Spitzwegerichblättern herstellen. Das hilft fürs Erste. Schließlich trägt man einen Erste-Hilfe-Kasten nicht immer mit sich. Wie du siehst, ist das auch gar nicht nötig.
In manchen Gegenden heißt dieses Wegerichgewächs auch Lungenblatt oder Heilwegerich. Dies deutet auf seine Heilwirkung bei Atemwegserkrankungen hin. Ein altes Sprichwort sagt: „Iss Wegerich, spitz oder breit, so kriegst du keinen Husten, wenn es schneit.“ Ein Tee aus dem frischen oder getrockneten Kraut oder auch ein Sirup lindert Hustenreiz und Heiserkeit. Er erleichtert das Abhusten von Belägen.
In der Naturheilkunde wird Spitzwegerich zudem zur Wundheilung eingesetzt. Seine Gerbstoffe helfen, entzündete Schleimhäute zu heilen.
Noch dazu enthält der Spitzwegerich ein natürliches Antibiotikum.
Schmeckt nach Pilzen
Kommen wir nun zum kulinarischen Aspekt dieser vielseitigen und weit verbreiteten Pflanze. Junge Blätter und Blütenstände bereichern Suppen, Salate oder Gemüsegerichte. Beim Dünsten entwickeln die Blätter ein pilzähnliches Aroma.
Die Knospen können roh geknabbert werden oder gedünstet in Butter. Ihr Geschmack erinnert dann an Champignons.
Das richtige Kraut pflücken
Wie erkennt man Spitzwegerich? Er hat drei bis sieben hervortretende Längsrippen an schmalen Blättern. Verwechseln könntest du ihn eventuell mit der giftigen Herbstzeitlose oder mit dem mittleren Wegerich. Letzteres ist unproblematisch, da dieser die gleiche Wirkung hat wie der Spitzwegerich.
Junge Blätter kannst du bereits ab März sammeln, die Knospen im Mai und Juni. Am besten erntest du mittags, um von den zahlreichen Inhaltsstoffe optimal zu profitieren.
Wegeriche sind bereits seit der Jungsteinzeit bekannt. Sie zählten vermutlich zu den ersten Nahrungs- und Heilpflanzen. Unsere Vorfahren haben schon sehr früh die starke Wirkung und den besonderen Geschmack dieses unscheinbaren Wildkrautes erkannt.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Suchen und guten Appetit beim Verkosten.