Meine Großtante nannte ich immer nur “Tante”. Sie war einfach DIE Tante – eine weise, alte Frau. In ihrem früheren Leben arbeitete sie als Krankenschwester. Meine Mama behauptete immer, Tante hätte das zweite Gesicht.

In meiner Kindheit nahm sie einen ganz wichtigen Platz ein. Sie wohnte bei uns und spielte mit uns Kindern Karten bis zum Umfallen. Als Einsatz wählten wir Rosinen und Nüsse. Mit unseren Hunden unternahm sie lange Spaziergänge. Zu denen begleitete ich sie liebend gerne. Das war zu jeder Jahreszeit spannend für mich, da sie immer neue Geschichten erzählte. Dabei machte sie mich auf die Wunder der Natur aufmerksam.

Der Herbst hat es uns besonders angetan. Tante war ganz darauf erpicht, die schönsten Kastanien zu suchen. In jede Tasche ihrer drei Mäntel wanderte je eine Kastanie. Ich fand das ein wenig merkwürdig, aber es beeindruckte mich auch. Sie behauptete steif und fest, dass diese Kastanien, die sie ständig bei sich trug, sie vor Rheuma schützten.

Kastanien in der Volksheilkunde

Unreife Früchte enthalten wertvolle InhaltsstoffeJahrzehnte später erfuhr ich im Laufe meiner Kräuterausbildung, dass Tante gar nicht so schrullig war. Die Rosskastanie Aesculus hippocastanum aus der Familie der Seifenbaumgewächse hat vielfältige Heilwirkungen. Sie kann nicht nur bei Muskelzerrungen, Krampfadern, Besenreißern, Arthrose und Arthritis helfen. Blüten und Blätter stärken zudem die Venen und das Bindegewebe.

Volksheilkundler verwenden von dem stattlichen Baum nicht nur die grünen, stacheligen Samenschalen und die unreifen Früchte, sondern auch die Blüten, Blätter und die Rinde der Äste.

Wissenschaftlich bewiesen ist es nicht, ob die Kastanie der Tante sie vor Rheuma geschützt hat. Fakt ist jedoch, sie hatte ihr Leben lang damit keine Probleme.

Neben der Heilwirkung haben diese stattlichen Bäume noch ganz andere Vorzüge.

Kastanien im Biergarten

Kastanien beschatten den BiergartenRosskastanien sind die typischen Bäume im Biergarten. Dabei sind sie noch gar nicht so lange bei uns heimisch. Erst im 16. Jahrhundert kamen die Rosskastanien im Zuge der Türkenkriege über Wien nach Deutschland.

Die bis zu 30 Meter hohen Bäume sorgen mit ihren großen Blättern für einen angenehmen Schatten. Ursprünglich standen dabei jedoch die Besucher gar nicht im Vordergrund. Diese waren lediglich die Nutznießer. Die Wirte brauchten die Bäume vielmehr, um das Bier in den Kellern kühl zu halten. Kühlschränke sind schließlich erst eine Erfindung der Neuzeit. Und der erste Biergarten eröffnete schließlich schon 1812.

Ein anderer Effekt kommt den Biergartenbesuchern auch noch zu Gute: Nur sehr wenige Insekten leben in den Blättern oder in der Rinde von Kastanienbäumen.

 

 

 

 

 

Kastanien können noch mehr

Kastanien sind nicht nur ein sehr kreatives Bastelmaterial für Kinder. Sie dienen auch noch als kostenloses Waschmittel für weiße und bunte Wäsche. Die Anleitung findest du in dem Artikel “Waschmittel aus Kastanien“:

 

Kastanien im Haushalt

 

 

 

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